
Kunstbetrachtung
Dieses ausdrucksstarke Kunstwerk fängt die stille Majestät eines verschneiten Abends am Kiyomizu-Tempel in Kyoto ein. Die Holzstruktur des Tempels ist von dickem Schnee bedeckt, die kaskadierenden Dächer und die mehrstufige Pagode sind mit sanften, fließenden Linien dargestellt, die Harmonie und Gleichgewicht betonen. Der tief indigoblaue Himmel, übersät mit zahllosen Schneeflocken, hüllt die Szene in eine friedliche Stille. Zwei Figuren stehen ruhig auf der Holzveranda, eine in Rot, die andere in Blau, teilen sich einen Regenschirm und verleihen der ansonsten ruhigen Winterlandschaft eine subtile menschliche Wärme.
Der Künstler verwendet traditionelle ukiyo-e Holzdrucktechniken, erkennbar an den eleganten Konturen und den flachen, aber reich texturierten Farbflächen. Die begrenzte Farbpalette – dominiert von kühlen Blautönen, Weiß und gedämpftem Schwarz – verstärkt die kalte, ätherische Stimmung, während die verstreuten Schneeflocken der Komposition Leben und Bewegung verleihen. Dieses Werk balanciert herrlich zwischen Stille und Bewegung, Nostalgie und Unmittelbarkeit und spiegelt den zeitlosen Geist der Shin-Hanga-Bewegung wider, die klassische japanische Ästhetik mit modernem Gespür für Licht und Atmosphäre verbindet.