
Kunstbetrachtung
Dieses eindrucksvolle Werk zeigt die dunkle Silhouette eines pferdeähnlichen Wesens, das von flammenden, federähnlichen Flügeln gekrönt ist, vor einem tiefblauen Hintergrund, der an den Nachthimmel erinnert. Die kräftigen Pinselstriche und leuchtenden Umrisse verleihen den Flügeln eine fast mystische Ausstrahlung, die im starken Kontrast zur schwarzen Figur steht. Um das zentrale Bild herum verstreuen sich goldgelbe Sterne und geheimnisvolle handgeschriebene Schriftzüge in leuchtenden Farben – Gelb, Rot und Orange – und verleihen dem Werk eine andere, beinahe übernatürliche Atmosphäre. Die Worte „Alado Xólotl“ stechen besonders hervor und weisen auf Verbindungen zur mexikanischen Mythologie hin, in der Xólotl als Totengott gilt; dies verknüpft das Bild mit Themen der Verwandlung und des Jenseits. Das Werk ist eine visionäre Darstellung, die Mystik, Dunkelheit und Licht miteinander verbindet.
Mit einer rohen, aber kontrollierten Technik nutzt der Künstler eine intensive, kontrastreiche Farbpalette – von tiefem Nachthimmelblau bis zu den feurigen Orangetönen der Flügel – und lädt den Betrachter zu einem sinnlichen Erlebnis ein, das zugleich unheimlich und schön ist. Die Komposition ist ausgewogen, doch spannungsgeladen; die zentrale Kreatur schwebt geheimnisvoll, während Schriftzüge und Sterne den dämmrigen Raum umgeben. Emotional weckt das Werk Ehrfurcht, Nachdenklichkeit über die Sterblichkeit und Faszination für das Unbekannte. Geschaffen 1950 in einer Zeit, in der mythologische Symbolik die künstlerische Forschung prägte, verbindet es indigene Überlieferungen mit moderner Sensibilität und wird so nicht nur zu einem Kunstwerk, sondern zu einem Portal in uralte spirituelle Welten.