
Kunstbetrachtung
Dieses ruhige Holzschnittbild zeigt eine winterliche Szene am Kamo-Fluss in Kyoto, wo ein Dorf friedlich unter einem sanft beleuchteten, imposanten Berg liegt. Die Komposition ist sorgfältig geschichtet: im Vordergrund das sanft sprudelnde blaue Flusswasser, dann eine Fläche frostiger, goldgelber Gräser, schließlich traditionelle Häuser mit strohgedeckten und dunkelblauen Dächern, eingebettet zwischen kahlen Bäumen in gedeckten Purpur- und Brauntönen. Der Himmel ist mit sanften Farbverläufen von Blau und Grau bedeckt und verstärkt so die winterliche Stimmung. Die Einfachheit und reichhaltigen Details – die Textur der Dächer, die weichen Konturen der Felder und das Spiel von Licht und Schatten am Berg – ziehen den Betrachter in einen stillen Moment der Natur und des ländlichen Lebens.
Die künstlerische Technik zeigt die feinen Linien und subtilen Farbverläufe, die typisch für den Shin-Hanga-Stil sind und traditionelle Ukiyo-e mit westlichem Realismus verbinden. Die harmonische, begrenzte Farbpalette – Türkisblau, Ocker und sanfte Grüntöne – erhellt die Szene, ohne ihre Ruhe zu stören. Das Gleichgewicht zwischen natürlichen Formen und menschlichen Bauwerken schafft eine meditative Harmonie und vermittelt das Gefühl eines kühlen, stillen Wintertages voller leiser Lebendigkeit. Historisch gesehen fängt dieses Werk einen friedlichen Moment des ländlichen Japans vor dem Krieg ein und drückt zugleich Nostalgie und Ehrfurcht vor der stillen Erhabenheit der Natur aus.