

Konstantin Gorbatow
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Kunstwerke
1876 - 1945
Lebenszeit
Künstlerbiografie
Konstantin Iwanowitsch Gorbatow (1876-1945) war ein angesehener russischer postimpressionistischer Maler, der für seine lyrischen Landschaften berühmt ist, die sowohl den nostalgischen Charme des alten Russlands als auch die sonnenverwöhnte Schönheit Italiens einfingen. Geboren in Stawropol an der Wolga, begann Gorbatows künstlerischer Weg nicht mit der Malerei, sondern mit der Architektur. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens in Riga zog er 1904 nach St. Petersburg, wo er sich zunächst an der Baron-Stieglitz-Schule für Technisches Zeichnen und dann an der Architekturabteilung der Kaiserlichen Akademie der Künste einschrieb. Ein Jahr später fand er seine wahre Berufung und wechselte in die Malereiabteilung, um bei den renommierten Landschaftsmalern Nikolai Dubowskoi und Alexander Kisselew zu studieren. Dieser architektonische Hintergrund vermittelte ihm ein starkes Kompositionsgefühl, das zu einem Markenzeichen seiner harmonischen Stadtlandschaften werden sollte.
Gorbatows frühe Karriere war von einer einzigartigen Verschmelzung der realistischen Tradition der Peredwischniki (Die Wanderer) mit dem aufkommenden Einfluss des Impressionismus geprägt. Er erlangte Anerkennung für seine Darstellungen des russischen Provinzlebens, indem er antike Städte wie Pskow und Nowgorod mit einer romantischen, fast ehrfürchtigen Atmosphäre malte. Sein Talent wurde schnell erkannt; 1910 gewann er einen Preis für „Fischmarkt am Fluss Pskow“. Ein Jahr später wurde ihm der Titel „Künstler“ verliehen und er erhielt eine Goldmedaille auf einer internationalen Ausstellung in München für sein historisches Leinwandbild „Sie haben das Ufer erreicht“. Dieser Erfolg brachte ihm 1912 ein Stipendium für eine entscheidende Europareise ein, die den Verlauf seines künstlerischen Stils tiefgreifend verändern sollte.
Auf Einladung des Schriftstellers Maxim Gorki reiste Gorbatow nach Italien und besuchte Rom und die Insel Capri. Das brillante mediterrane Licht war eine Offenbarung, die seine Palette und Technik veränderte. Er übernahm hellere, lebendigere Farben und den lockeren, gebrochenen Pinselstrich, der für den Postimpressionismus charakteristisch ist. Seine Leinwände wurden dekorativer und optimistischer, erfüllt von der Wärme und dem Glanz der italienischen Küste. Dieser neue Stil war ein perfektes Vehikel für das, was er den Zweck der Kunst nannte: eine „Feier“. Die Umwälzungen der Russischen Revolution von 1917 veranlassten ihn jedoch, seine Heimat 1922 endgültig zu verlassen. Er kehrte in sein geliebtes Italien zurück, ließ sich zunächst auf Capri und später in Venedig nieder, wo er einige seiner fröhlichsten und kommerziell erfolgreichsten Werke schuf.
1926 zog Gorbatow nach Berlin, das damals ein pulsierendes Zentrum für die russische Emigrantengemeinschaft war. Er wurde schnell zu einer etablierten und angesehenen Persönlichkeit in einem Künstlerkreis, zu dem auch Leonid Pasternak und Iwan Mjasojedow gehörten. Er stellte seine Werke weithin in Europa und Amerika aus und malte weiterhin seine sonnigen italienischen Ansichten, während er gleichzeitig nostalgische Szenen Russlands vollständig aus der Erinnerung nachbildete. Diese imaginierten russischen Landschaften waren oft von demselben mediterranen Licht durchdrungen und schufen eine einzigartige Synthese seiner Vergangenheit und Gegenwart. Sein Meisterwerk von 1913, „Die unsichtbare Stadt Kitesch“, das sich auf russische Folklore stützte, ist ein Paradebeispiel für seine Fähigkeit, Mythos, Erinnerung und eine moderne, lebendige Sensibilität zu verbinden.
Die letzten Lebensjahre Gorbatows waren von Not geprägt. Der Aufstieg des Naziregimes in Deutschland führte zu einem feindseligen kulturellen Umfeld, und die Nachfrage nach seinem lyrischen Malstil schwand. Als sowjetischer Bürger im Exil war ihm während des Zweiten Weltkriegs das Verlassen des Landes verboten. Isoliert und verarmt ertrugen er und seine Frau die Kriegsjahre in Berlin. Gorbatow starb am 24. Mai 1945, nur wenige Wochen nach dem Sieg der Alliierten. Tragischerweise nahm sich seine trauernde Frau Elena kurz darauf das Leben. In einem letzten Akt der Hingabe an seine Heimat vermachte Gorbatow seine gesamte verbliebene Sammlung von Werken der Akademie der Künste in Leningrad. Nach Jahrzehnten der Vergessenheit in der Sowjetunion aufgrund seines Emigrantenstatus wurde sein Erbe seitdem rechtmäßig wiederhergestellt, und er wird heute als Schlüsselfigur der russischen Kunst im Ausland gefeiert, erinnert für seine meisterhafte Fähigkeit, das Leben nicht so darzustellen, wie es war, sondern wie es sein könnte – eine Welt, die in ewiges Sonnenlicht und Harmonie getaucht ist.