

Gustave Doré
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Kunstwerke
1832 - 1883
Lebenszeit
Künstlerbiografie
Paul Gustave Louis Christophe Doré (1832–1883) war ein französischer Künstler von außergewöhnlicher Vielseitigkeit, dessen produktives Schaffen als Grafiker, Illustrator, Maler, Karikaturist und Bildhauer die visuelle Kultur des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus nachhaltig prägte. Geboren in Straßburg, zeigte Doré schon in sehr jungen Jahren ein erstaunliches künstlerisches Talent und schuf bereits als Kind illustrierte Alben und Geschichten, beeinflusst von Persönlichkeiten wie J.J. Grandville und Rodolphe Töpffer. Im Alter von 15 Jahren hatte er bereits seine berufliche Laufbahn in Paris begonnen und arbeitete als Karikaturist für Charles Philipons satirische Zeitung *Le Journal pour rire*. Diese frühe Arbeit schulte seine zeichnerischen Fähigkeiten und seine narrative Kompositionsgabe und legte den Grundstein für seine späteren, ehrgeizigeren Projekte. In dieser Zeit schuf er auch mehrere innovative Textcomics, darunter *Les Travaux d'Hercule* (1847), die ihn als Pionier dieses Mediums etablierten.
Dorés wahrer Aufstieg zu internationalem Ruhm begann in den 1850er und 1860er Jahren, als er sich der Illustration der großen Klassiker der Weltliteratur widmete. Seine phantasievollen und dramatischen Holzschnitte zu Werken von Rabelais (1854), Balzac (*Contes drolatiques*, 1855), Dantes *Inferno* (1861) und der Heiligen Bibel (1866) waren monumentale Leistungen, die beim Publikum großen Anklang fanden. Diese oft großformatigen Ausgaben wurden in ganz Europa und den Vereinigten Staaten weit verbreitet und machten Doré zu einem der berühmtesten Illustratoren seiner Zeit. Er illustrierte eine umfangreiche Liste von Autoren, darunter Cervantes (*Don Quijote*), Milton (*Das verlorene Paradies*), Lord Byron, Edgar Allan Poe („Der Rabe“), Coleridge („Die Ballade vom alten Seemann“) und Tennyson (*Königsidyllen*). Seine produktive Leistung wurde durch eine große Werkstatt von Holzschneidern ermöglicht, die seine Zeichnungen akribisch auf Druckstöcke übertrugen und so Massenproduktion und breite Zugänglichkeit ermöglichten.
Trotz seiner immensen Popularität als Illustrator hegte Doré den Ehrgeiz, als ernsthafter Maler und Bildhauer anerkannt zu werden. Er war ein proteischer Künstler, versiert als Zeichner, Aquarellist, Maler und Bildhauer, der Genres von Satire bis Religion und Formate von Skizzen bis zu monumentalen Leinwänden bearbeitete. Seine Gemälde jedoch, obwohl oft großformatig und dramatisch im Sujet wie *Dante und Vergil im neunten Höllenkreis* (1861) und *Christus verlässt das Prätorium*, stießen bei zeitgenössischen Kunstkritikern auf Ablehnung, ähnlich wie bei seinem Zeitgenossen Édouard Manet. Kritiker betrachteten seine Virtuosität und Vielseitigkeit oft mit Misstrauen, und sein populärer Erfolg behinderte möglicherweise seine Akzeptanz in der elitären Kunstwelt. 1867 war er Mitbegründer der Doré Gallery in London, die seine Werke ausstellte und seinen internationalen Ruf, insbesondere in Großbritannien, förderte.
Doré unternahm mehrere bedeutende Projekte, die seine vielfältigen Interessen hervorhoben. Seine Zusammenarbeit mit Blanchard Jerrold an *London: A Pilgrimage* (1872) mit 180 Stichen bot ein kraftvolles und manchmal düsteres Porträt des viktorianischen London und erntete sowohl Lob für seine Lebendigkeit als auch Kritik für seinen Fokus auf die Armut. Seine Illustrationen zu Cervantes' *Don Quijote* wurden ikonisch und prägten die visuelle Darstellung der Figuren für Generationen. Religiöse Themen standen im Mittelpunkt seines Schaffens und brachten ihm den Titel „Predigermaler“ ein, insbesondere nach seinen Bibelillustrationen. Er brillierte auch als Landschaftsmaler, insbesondere von Bergregionen, inspiriert von seinen Reisen in die Alpen, Pyrenäen, Schottland und Spanien, und schuf spektakuläre und lyrische Visionen, die oft ein Gefühl des Erhabenen hervorriefen.
Dorés künstlerischer Stil war geprägt von einem „visionären Auge“, dramatischen Kompositionen, theatralischer Kraft und einer Vorliebe für das Fantastische und Erhabene. Seine Fähigkeit, lebendige, einprägsame Bilder für komplexe literarische und religiöse Erzählungen zu schaffen, war beispiellos. Auch wenn die zeitgenössischen Kritiker geteilter Meinung waren, beeinflusste sein Werk nachfolgende Generationen tiefgreifend. Er gilt als einer der Gründerväter des Comicstrips, und seine Bildsprache hat das Kino von seinen Anfängen an nachhaltig geprägt. Insbesondere seine Illustrationen zur Bibel und zu Dante sind tief im kollektiven Bewusstsein verankert. Dorés Vermächtnis ist das eines meisterhaften Geschichtenerzählers in visueller Form, dessen phantasievolle Welten das Publikum bis heute fesseln.
Gustave Doré heiratete nie und lebte nach dem Tod seines Vaters 1849 einen Großteil seines Erwachsenenlebens bei seiner Mutter. Er blieb seiner Kunst treu und arbeitete unermüdlich in verschiedenen Medien. Trotz der kritischen Rückschläge in Malerei und Bildhauerei – er begann spät mit der Bildhauerei im Jahr 1877 mit Werken wie *Schicksal und Liebe*, erlangte aber nie die Anerkennung, die er sich in diesem Bereich erhoffte – ließ seine Leidenschaft für das Schaffen nie nach. 1861 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Doré starb am 23. Januar 1883 im Alter von 51 Jahren in Paris an einem Herzinfarkt nach kurzer Krankheit. Zum Zeitpunkt seines Todes war er in ein weiteres monumentales Projekt vertieft: die Illustration der Gesamtwerke Shakespeares.