
Kunstbetrachtung
Dieser ausdrucksstarke Druck fängt eine ruhige Szene am Seeufer bei sanftem, aber anhaltendem Regen ein. Zentral in der Komposition steht ein hoher, üppiger Baum mit zarten Blattstrukturen, die einen Kontrast zu den linearen Regenstreifen bilden. Der Regen schafft einen rhythmischen Vorhang, der sanft Land und Wasser verbindet und eine ruhige Stimmung erzeugt. Am Ufer wiegen sich bernsteinfarbene Schilfrohre sacht im Wind und deuten auf Wind zwischen dem Regen hin. Ein einsamer Bootsführer in schlichter Kleidung steuert sein kleines Boot mit einer Stange und fügt der Szene eine leise Erzählung von Einsamkeit und menschlicher Präsenz angesichts der weiten Wasser- und Himmelsflächen hinzu.
Die Technik des Künstlers zeigt eine raffinierte Beherrschung der traditionellen Holzschnittkunst, die subtile Abstufungen von Blau- und Grüntönen mit erdigen Schilfrohr- und Bodentönen verbindet, um die kühle Atmosphäre auszugleichen. Die Komposition balanciert die Vertikalität des Baumes mit den horizontalen Weiten des Sees und des Himmels und lädt den Blick ein, fließend über die Szene zu wandern. Emotional wirkt die Szene ruhig und zugleich leicht melancholisch – ein Moment stiller Ausdauer inmitten eines sanften Natursturms. Das Werk aus dem Jahr 1932 spiegelt den Geist der japanischen Landschaftskunst des frühen 20. Jahrhunderts wider, die natürliche Schönheit und menschliches Maß vereint und eine kontemplative Sicht auf die stillen Dramen des ländlichen Alltags bietet.