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Emile Claus

Emile Claus

BE

98

Kunstwerke

1849 - 1924

Lebenszeit

Künstlerbiografie

24 days ago

Emile Claus (1849–1924) gilt als Schlüsselfigur der belgischen Kunst und wird als führender Vertreter des Luminismus gefeiert, einer besonderen Variante des Impressionismus. Geboren in Sint-Eloois-Vijve, Westflandern, zeigte Claus früh eine Leidenschaft für das Zeichnen und besuchte die Akademie von Waregem trotz anfänglicher Vorbehalte seines Vaters gegenüber einer Künstlerkarriere. Nach kurzen Tätigkeiten in anderen Berufen absolvierte er von 1869 bis 1874 eine formale Ausbildung an der Antwerpener Akademie der Schönen Künste bei dem Landschaftsmaler Jacob Jacobs und fand schnell Anklang bei der lokalen Bourgeoisie. Seine frühen Werke waren vom Realismus geprägt und zeigten oft Genreszenen und Porträts, die die akademischen Traditionen seiner Ausbildung widerspiegelten.

Ein bedeutender Wendepunkt in Claus' Karriere war seine zunehmende Auseinandersetzung mit dem französischen Impressionismus, insbesondere mit den Werken von Claude Monet, dem er auf Reisen nach Paris in den 1890er Jahren begegnete. Dieser Einfluss, gepaart mit der Ermutigung seines Freundes, des Schriftstellers Camille Lemonnier, lenkte Claus vom strengen naturalistischen Realismus hin zu einem lichtdurchfluteteren Stil. Seine Heirat mit Charlotte Dufaux im Jahr 1886 fiel mit seinem wachsenden künstlerischen und finanziellen Erfolg zusammen. Schlüsselgemälde dieser Übergangszeit, wie "Hahnenkampf in Flandern" (1882) und "Das Picknick" (1887), letzteres vom belgischen Königshaus erworben, zeigten seinen sich entwickelnden Ansatz. Sein wahrer stilistischer Wandel wurde mit bahnbrechenden Werken wie "Die Rübenernte" (1890) und "Die Eisvögel" (1891) deutlich, die seine entschiedene Hinwendung zum Luminismus markierten.

Claus wurde als "Sonnenmaler" und "Maler der Leie" bekannt für seine meisterhafte Darstellung des Lichts und seiner Auswirkungen auf die Landschaften und das ländliche Leben entlang der Leie, wo er sich in Astene niederließ. Sein luministischer Stil zeichnete sich durch eine lebendige Palette und einen Fokus auf die Erfassung der flüchtigen Qualitäten des Lichts aus, oft durch gebrochene Pinselstriche und eine pointillistisch inspirierte Technik. 1904 war er Mitbegründer der Künstlergruppe "Vie et Lumière" (Leben und Licht), um diese künstlerische Vision zu fördern. Meisterwerke wie "Kühe überqueren die Leie" (1899) veranschaulichen seine Fähigkeit, die schimmernde Atmosphäre und das Zusammenspiel von Licht auf Wasser und Figuren zu vermitteln. "Die Rübenernte", ein monumentales Werk, das Bauern auf einem gefrorenen Feld darstellt, wurde so ikonisch, dass seine Witwe es Deinze unter der Bedingung schenkte, dass ein Museum dafür gebaut würde, das heutige Museum van Deinze en de Leiestreek.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwang Claus von 1914 bis 1919 ins Exil nach London. Während dieser Zeit schuf er eine bemerkenswerte Serie von Gemälden mit Ansichten der Themse, wie "London Waterloo Bridge" (1918). Diese Werke, oft als "Reflexionen an der Themse" bezeichnet, gelten als seine traditionellsten impressionistischen Arbeiten und erinnern an Monets frühere Darstellungen der Stadt. Nach seiner Rückkehr nach Belgien stellte Claus fest, dass sich die Kunstwelt dem Expressionismus zugewandt hatte und sein einstiger Ruhm etwas geschmälert war. Dennoch wurde eine letzte Übersichtsausstellung in Brüssel im Jahr 1921, die insbesondere seine Londoner Werke zeigte, vom Publikum gut aufgenommen.

Claus' technisches Können war bemerkenswert und zeigte eine große Vielfalt im Pinselstrich – von feinen Unterzeichnungen über energische pointillistische Punkte und Striche, lange elastische Striche bis hin zu skurrilen Arabesken, alles mit Präzision und Geschwindigkeit aufgetragen. Er wurde von Stijn Streuvels wegen seines sorgfältigen und sichtbaren Farbauftrags als "der stärkste Arbeiter Flanderns" bezeichnet. Seine Palette, reich an Kadmium, Krapp und Blau, zielte immer darauf ab, Licht indirekt darzustellen, durch seine Wirkung auf Objekte und Schatten, anstatt das Licht selbst. Obwohl er kein offener Sozialkritiker war, vermittelten seine Gemälde tiefes Mitgefühl für das bäuerliche Leben und die harte Arbeit seiner Zeit. Seine Villa Sunshine in Astene mit ihren Gärten und dem Blick auf die Leie wurde zu einer ständigen Inspirationsquelle für seine lichtdurchfluteten Leinwände.

Emile Claus starb am 14. Juni 1924 in Astene. Seine letzten Worte sollen "Bloemen, bloemen, bloemen" ("Blumen, Blumen, Blumen") gewesen sein, ein ergreifender Ausdruck seiner lebenslangen Liebe zur Natur und Schönheit. Am Tag vor seinem Tod hatte er ein Pastell eines Blumenstraußes gemalt, den ihm Königin Elisabeth von Belgien geschickt hatte. Er wurde in seinem eigenen Garten in Astene beigesetzt, und sein Erbe als Pionier des belgischen Luminismus lebt weiter. Das Jahr 2024 markiert sowohl den 100. Todestag als auch den 175. Geburtstag und wird in Deinze als "Claus-Jahr" gefeiert, was seinen Status als Meister des Lichts und Schlüsselfigur der belgischen Kunstgeschichte bekräftigt.

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