

Cuno Amiet
CH
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Kunstwerke
1868 - 1961
Lebenszeit
Künstlerbiografie
Cuno Amiet (28. März 1868 – 6. Juli 1961) gilt als eine Schlüsselfigur der Schweizer Kunst, gefeiert als der erste Schweizer Maler, der der Farbe in der Komposition den Vorrang gab und damit die moderne Kunst in der Schweiz begründete. Geboren in Solothurn, war sein Vater, Josef Ignaz Amiet, Kanzler des Kantons. Amiets künstlerischer Werdegang begann nach seinem Abschluss an der Kantonsschule Solothurn im Jahr 1883. Er studierte zunächst bei dem Maler Frank Buchser, bevor er sich von 1886 bis 1888 an der Akademie der Bildenden Künste München einschrieb. In München schloss er eine lebenslange Freundschaft mit Giovanni Giacometti. Gemeinsam zogen sie nach Paris, wo Amiet von 1888 bis 1892 seine Studien an der Académie Julian fortsetzte und von angesehenen Akademikern wie Adolphe-William Bouguereau, Tony Robert-Fleury und Gabriel Ferrier lernte.
Unzufrieden mit den Zwängen der akademischen Kunst suchte Amiet neue Inspiration und schloss sich 1892 der Schule von Pont-Aven in der Bretagne an. Diese Zeit war prägend, da er die Einflüsse von Émile Bernard, Paul Sérusier, Roderic O'Conor und Armand Séguin aufnahm. Die Künstler von Pont-Aven, insbesondere ihre Betonung der Ausdruckskraft reiner Farbe, beeinflussten Amiets Ansatz tiefgreifend und führten ihn dazu, die tonale Malerei aufzugeben. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen ihn 1893 zur Rückkehr in die Schweiz, wo er in Hellsau ein Atelier einrichtete. Seine frühen Ausstellungen, wie eine in der Kunsthalle Basel 1894, stießen auf gemischte, oft negative Reaktionen. Trotz bescheidenen kommerziellen Erfolgs in den 1890er Jahren markierte ein bedeutender Auftrag 1898, ein Porträt von Ferdinand Hodler zu malen, einen Wendepunkt, und Hodlers Werk sollte einen bleibenden Einfluss ausüben, obwohl Amiet seinen eigenen, unverwechselbaren künstlerischen Weg einschlug.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Amiet einen deutlichen Aufschwung. Er begann, an zahlreichen europäischen Ausstellungen teilzunehmen und gewann 1900 auf der Pariser Weltausstellung eine Silbermedaille für sein Gemälde „Richesse du soir“ (1899). 1898 heiratete er Anna Luder von Hellsau, und sie ließen sich in Oschwand nieder, das zu einem lebendigen Zentrum für Künstler und Schriftsteller, darunter Hermann Hesse, wurde. Amiets Haus war nicht nur ein kreatives Refugium, sondern auch ein Lernort, an dem er mehrere Schüler unterrichtete. 1906 trat Amiet auf Anregung von Erich Heckel der deutschen Expressionistengruppe Die Brücke bei, was seine künstlerischen Verbindungen weiter ausbaute und seinen Platz in der europäischen Avantgarde festigte. Nach Hodlers Tod 1918 galt Amiet weithin als der führende Maler der Schweiz.
Amiets produktive Karriere erstreckte sich über siebzig Jahre und brachte mehr als 4.000 Gemälde hervor, darunter über 1.000 Selbstporträts, die seine kontinuierliche Selbsterforschung und Hingabe an sein Handwerk belegen. Sein Œuvre, obwohl vielfältig und experimentell, betonte konsequent den Primat der Farbe. Er malte gekonnt Landschaften, insbesondere Winterszenen, üppige Gärten und Obsternte, und durchdrang sie stets mit lebendigen Farbharmonien. Obwohl vom Expressionismus beeinflusst, behielt sein Werk eine lyrische Qualität und eine starke Verankerung in der französischen Farbtradition. Seine Vielseitigkeit erstreckte sich über die Malerei hinaus auf Illustration, Grafik und Skulptur. Er leistete auch einen Beitrag zum öffentlichen Leben, indem er in der Eidgenössischen Kunstkommission und in den Vorständen der Gottfried Keller-Stiftung und des Kunstmuseums Bern tätig war und 1919 die Ehrendoktorwürde der Universität Bern erhielt.
Eine bedeutende Tragödie ereignete sich 1931, als ein Brand im Münchner Glaspalast fünfzig seiner wichtigsten Werke zerstörte. Unbeirrt widmete sich Amiet der Neuschaffung und Produktion neuer Kunst und bewies bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Seine späteren Werke aus den 1940er und 1950er Jahren zeigen eine Hinwendung zu abstrakteren Raum- und Lichtkonzepten, gekennzeichnet durch pointillistisch anmutende Farbtupfer und eine leuchtende, pastellfarbene Brillanz. Cuno Amiets umfangreiches Werk, sein wegweisender Einsatz von Farbe und seine Rolle als Brückenbauer zwischen der Schweizer Kunst und breiteren europäischen modernen Strömungen sichern sein Erbe als zentrale Figur der Kunst des 20. Jahrhunderts. Er starb 1961 im Alter von 93 Jahren in Oschwand und hinterließ ein reiches und vielfältiges künstlerisches Erbe.